Supervision

Supervision und Fortbildung

Lehranalyse

Es war C.G. Jung schon bald deutlich, wie notwendig es für einen angehenden Psychotherapeuten ist, seine eigenen Schattenseiten, Illusionen und Projektionen zu klären.

„Schwere Fälle bedeuten für den Patienten sowohl wie für den Arzt nichts Geringeres als eine menschliche Bewährungsprobe. Dafür soll letzterer so gut wie möglich durch eine ernsthafte Lehranalyse ausgerüstet werden. Sie ist gewiss kein ideales und absolut sicheres Mittel, um Illusionen und Projektionen zu verhindern. Sie kann aber dem angehenden Psychotherapeuten wenigstens die Notwendigkeit der Selbstkritik demonstrieren und eine gewisse Bereitschaft dazu unterstützen.“ – Jung, GW 16, § 239

Deshalb wurde bereits 1918 die Lehranalyse als Baustein für die Ausbildung zum Analytischen Psychotherapeuten eingeführt. Seitdem besitzt sie einen hohen Stellenwert. Sie dauert für einen Psychoanalytiker mindestens 300 Stunden und für einen tiefenpsychologischen Psychotherapeuten 120 Stunden.

Die Lehranalyse ist eigentlich nichts anderes als eine analytische Psychotherapie oder eine Psychoanalyse. Als zukünftige Analytikerin können Sie am eigenen Leibe erleben, was es heißt, sich auf einen psychotherapeutischen Prozess einzulassen. Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied zu einer „normalen“ analytischen Therapie. Der Analysand wird selbst den Beruf eines Analytiker oder Therapeuten ausüben und Kollege des Analytikers werden. Dadurch entwickelt sich ein anderes Übertragungsgeschehen. Der Therapeut nimmt nicht nur die Analytikerrolle ein, sondern ist zugleich auch Mentor: z.B. zu Fragen des Berufseinstieges, der Psychohygiene etc.. Erfahrungen, die der Analysand in seiner Analyse macht, werden sein Rollenverständnis als Psychotherapeut mit prägen und in seine spätere Arbeitsweise mit einfließen.

In der Lehranalyse bearbeiten Sie – im Sinne des Jungschen Zitats – Ihre Projektionen, erkennen Ihre Wiederholungsmuster und bemühen sich um deren Auflösung. Sie entdecken und vertiefen ihre Innenwelt bzw. Ihr symbolisches Verständnis und entwickeln eine Haltung, die von „Compassion“ getragen ist. So können Sie in Kontakt mit Ihrer Kreativität, Ihrer Arbeitsfreude und Ihrem schöpferischen Potential kommen. Es geht darum, dass Sie Ihren Stil finden, Ihre Fähigkeiten entdecken und stärken. Denn was Sie im Inneren sind und können, ist Ihr größtes Potential. Trotz der Wichtigkeit der Theorie und der Vorstellung oder Lehre darüber, was ein „guter“ Psychotherapeut ist, ist das Allerwichtigste Ihre Autenzität, Ihre Fähigkeit zur Einfühlung und Selbstkritik. Authentizität erreichen Sie, wenn Sie sich von ausgedienten Überich-Normen frei machen und Werte entwickeln, die für Sie Bedeutung haben und lernen nicht zu urteilen. Die Fähigkeit zur Einfühlung können Sie aus einer guten Gebundenheit heraus entfalten und / oder aus der Fähigkeit sich psychisch nähren und versorgen zu können. Die Fähigkeit zur Selbstkritik ist ein Teil einer erwachsenen, verantwortlichen Position, sich ohne den Verlust des eigenen Selbstvertauens in Frage stellen zu können.

Diese drei Kompetenzen sind ideale Bedingungen für das Gelingen therapeutischer Beziehungen. Sie helfen eine gute Balance zwischen Nähe und Distanz zu finden, d.h. einem Patienten einen vertrauenvollen Raum für seine Entfaltungsmöglichkeit geben zu können, aber auch sich abgrenzen zu können.

Supervision

Supervision ist in allen Berufen nötig, in denen Beziehungsarbeit geleistet wird.
In der Supervision schauen Sie sich Ihre Arbeit mit Patienten oder Klienten von Außen an und werden so von einem unmittelbaren Handlungsdruck befreit. Im Kontakt mit einem Supervisor, der nicht direkt an dem Geschehen beteiligt ist, gewinnen Sie Distanz und können die Geschehnisse reflektieren. Das Ziel ist, dass Sie die Konfliktstruktur und Handlungszusammenhänge erkennen und so zu neuen Lösungsmöglichkeiten finden. In der Supervision werden Ihre Fähigkeiten zur Beziehungsgestaltung, Ihre praktischen therapeutischen Fertigkeiten und Ihr persönliches Wachstum gefördert. Zur Entwicklung der eigenen Professionalität gehört auch, dass Sie sich durch das Darstellen und Verbalisieren Ihrer Arbeit Klarheit verschaffen können. Ein Perspektivenwandel führt häufig zu einem schlüssigerem Verstehen des Problems und Sie gewinnen Einsicht in neue Interpretations- und Deutungszusammenhänge. Sie können neue Ideen, Lösungen oder Handlungen ausprobieren und reflektieren und tieferliegende Problemursache aufdecken.

In der Supervision erlangen Sie eine bessere Kompetenz Ihrer Selbstreflexion, Selbstexploration und Differenzierung der Wahrnehmung. Weil Sie durch Supervision einen besseren Zugang zu Ihren persönlichen Ressourcen bezüglich Ihrer Arbeit mit Menschen bekommen, wirkt sie immer auch entlastend.

Kontrollanalyse

Als Ausbildungskandidat werden Ihre ersten Behandlungsfälle durch eine Supervision begleitet. Es ist das Ziel der Kontrollanalyse therapeutische Fertigkeiten und eine therapeutische Haltung in einer psychotherapeutischen Situation zu entwickeln und dadurch die eigene Kompetenz zu erweitern. Ganz im Vordergrund steht die Bearbeitung Ihrer Gegenübertragungsreaktion. Es kann in Ihren Therapien z. B. dazu kommen, dass Sie durch das therapeutische Geschehen mit Ihrer eigenen Geschichte, insbesondere mit Ihren Konflikten, konfrontiert werden. Diese zeigen sich u. U. in der Qualität der Übertragungs-Gegenübertragungssituation bzw. der Beziehungsgestaltung und in der Art und Weise, wie Sie mit ihrer Persönlichkeit auf Ihre Patienten reagiieren. Es geht darum – quasi in einer Metaanaylse – sich Ihrer unbewussten Beteiligung an solchen Geschehnissen im Behandlungsprozess bewusst zu werden und diese Erkenntnisse für den analytischen Prozess wirksam werden zu lassen. Darüber hinaus werden in einer Kontrollanalyse Interventionstechniken, Behandlungsverläufe, Diagnostikfragen u. Ä. besprochen, lesen Sie hierzu auch unter „Supervision“.

Fortbildungspunkte

Für die Kontrollanalyse und die Supervision können bei der Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg Fortbildungspunkte beantragt werden.